Josef Kreuzer, einige Ergänzungen durch Michael Burger
Gänseblümchen – Bellis perennis
Eine der ersten Blumen im Jahr sind die Gänseblümchen. Jeder kennt sie, auch die Kinder. An Blütenkränzchen erinnern sich viele Frauen bestimmt gerne. Aber nur wenige wissen, wie nützlich sie sind. Statt die hübschen Blüten mit dem Rasenmäher abzumähen, können wir sie ernten und vielfach nutzen. Bei uns zieren sie oft den Salatteller und wir müssen immer lächeln, wenn Gäste sie zur Seite legen und nicht essen. Das Gänseblümchen war die Arzneipflanze des Jahres 2017 und hilft bei Husten, Verstauchungen, zur Hautpflege und zur Anregung des Stoffwechsels.
Das Gänseblümchen ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit dieser «Nüsslisalat ähnlichen Rosette», mit Wuchshöhen bis zu 10 Zentimetern. Sie gehört zur Familie der Korbblütengewächse und ist fast überall zu finden. Ursprünglich kommt sie aus Arabien.
Wann und wie Ernten?
Die Blüten findet man überall in der Natur. Sie können von März bis November geerntet werden. Bei den Blättern erntet man im Frühling die zarten jungen Rosetten mit einem Küchenmesser knapp an der Erdoberfläche. Beim Gänseblümchen können Blüte, Stängel und Blätter verwendet werden als Wildgemüse, zum Dekorieren, als Tee, für Kräuterbutter oder zum Herstellen von Tinkturen und Auszügen. Sie sollten aber möglichst nicht mit Pestiziden belastet oder an Hundewegen oder auf Katzenwiesen geerntet werden.
Man sammelt sie später am Vormittag, wenn die Blüten gut abgetrocknet sind. Dann je nach Verwendung kurz waschen (Blätter) und dann frisch geniessen oder weiter verarbeiten (meist die Blüten). Frisch in Gerichte oder dann ausgestreut auf ein Tuch zum Trocknen. Mehr dazu unter «Gänseblümchen: Tee, Auszug oder Tinktur selber herstellen und einsetzen».
Inhaltsstoffe
Gänseblümchen sind reich an Vitamin A, C und E und an den Mineralstoffen Magnesium, Eisen und Calcium. Ihre blutreinigende, entgiftende und stoffwechselanregende Wirkung macht sie ideal für eine Frühlingskur. Des Weiteren enthalten Gänseblümchen Saponine, Gerbstoffe, Flavonoide, Fumarsäure, Schleimstoffe und Inulin (wertvoller Ballaststoff, gut für den Dickdarm und die Verdauung).
Gänseblümchen in der Küche
Egal ob zu herzhaften oder süßen Speisen, der nussige, leicht herbe bis säuerliche Geschmack des Gänseblümchens gibt vielen Gerichten das gewisse Etwas. Für herzhafte Gerichte werden Blüten und Blätter verwendet. Sie eignen sich als Salatzugabe, in Kräuter-, Gemüse- oder Kartoffelsuppe, für die Gründonnerstagssuppe, als Zutat für Gemüsegerichte, für Kräuter-Butterbrötchen, für Kräuterquark und -butter. Die Blüten sind eine hübsche Dekoration und schmackhafte Beigabe zu Salaten, Suppen, Müslis und Smoothies. Lecker schmecken sie auch frisch aufs Brot gestreut oder kurz in etwas Olivenöl angedünstet und dann über den Salat gegeben.
Noch geschlossene oder halb geöffnete Blütenköpfe werden in Desserts gemischt und auch im Kuchen verwendet. Aus den kleinen Blümchen lässt sich auch Gelee oder Sirup herstellen. Die Blüten kann man auch als «falsche Kapern» einlegen und geniessen.
Die Blätter sind eine gesunde Zugabe zu Blattspinat und anderem Gemüse, in Salaten und grünen Smoothies. Sogar die Samen lassen sich geröstet als knuspriges Topping verwenden oder, zu Keimlingen gezogen, als Vitaminquelle für den Winter nutzen.
Gänseblümchen in der Naturheilkunde
Gänseblümchen werden gerne in Salben verwendet (Ölauszug; siehe unten). Sie ist sehr hautpflegend und hilft bei vielen Hauterkrankungen - besonders gegen schuppige Haut, Sommersprossen. Auch bei Akne bis zu Neurodermitis lassen sie sich gut anwenden. Die enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe mindern die Anfälligkeit für Bakterien und Pilze, verhindern ein Austrocknen der Haut und machen diese geschmeidig. Sie wirkt auch schmerzlindernd bei Verstauchungen. Dazu wird meist ein Wickel mit einem Absud aus Gänseblümchen verwendet. Innerlich als Tee, auf Salaten oder in Suppen ist sie appetitsanregend, blutreinigend, regt den Stoffwechsel an und unterstützt die Leber. Gänseblümchen sind leicht cholesterinsenkend und helfen bei Schlafstörungen (Tee – bei kurmässiger Anwendung). Andere machen Tinkturen (siehe unten) daraus und verwenden sie gerne als entzündungshemmende und desinfizierende Mundspülung / Mundwasser (einige Tropfen davon in ein Glas Wasser – ideal ist vorher in dem Wasser etwas Birkenzucker aufzulösen). Ihre schmerzstillenden, antiseptischen und schleimlösenden Inhaltsstoffe sind sehr hilfreich bei Halsschmerzen, Husten und anderen Erkältungskrankheiten.
Gänseblümchen: Tee, Auszug oder Tinktur selber herstellen und einsetzen
Die Blüten der Gänseblümchen erst gegen Mittag ernten und diese dann sanft, aber gut nachtrocknen lassen. Am besten ohne Trockner oder Dörrgerät.
Die getrockneten Blüten können dann
- Als Tee: 1 TL getrocknete Blüten mit 200ml kochendem Wasser aufgiessen und 10 Minuten ziehen lassen. Zwei Tassen bei Erkältungen oder zur sonstigen innerlichen Anwendung trinken. Am besten mischen mit anderen Wildkräutern wie Huflattich, Spitzwegerich, Kamille, Hagebutte oder Malve.
- in Pflanzenöl (Öl Auszug) bei kleinen Wunden, Quetschungen oder zum Vorbeugen von Schwangerschaftsstreifen. Am besten selber einen Kaltauszug herstellen und dann in Salben oder direkt zur Hautpflege oder ergänzt mit weiteren Pflanzenölen verwenden.
- als Tinktur in Alkohol (am besten Wodka oder 40% Weingeist) eingelegt: 1-3x täglich 10 oder mehr Tropfen verwenden für Mundspülungen (mit Wasser verdünnen) oder äusserlich gegen Quetschungen, Hautauschlägen oder Muskelverspannungen einreiben.
Anleitung zur Herstellung von Kräuteröl oder einer Tinktur
Der Ölauszug sollte in einem klaren Glas mit Olivenöl gemacht werden und circa 3 Wochen an der Sonne stehen. Wer will kann das Glas ab und zu leicht schütteln. Für die Tinktur unbedingt ein dunkles Glas verwenden. Zwei bis sechs Wochen an einem kühlen und dunklen Ort ziehen lassen.
Am Ende können bei beiden Verfahren die Gänseblümchen abgefiltert und die verbleibende Flüssigkeit weiter verwendet werden. Mehr dazu oben.
Nebenwirkungen
Es sind keine Nebenwirkungen / Gegenanzeigen bekannt. Grössere Mengen sind aber nicht empfehlenswert, da sie zu Durchfall oder Erbrechen führen können.
Gärtnerische Verwendung
Die zahlreichen Vorkommen von Gänseblümchen auf unterschiedlichsten Böden und in diversen Regionen zeigen, dass diese Pflanze fast überall und selbst ohne Pflege prächtig gedeiht. Ideal sind aber schattige, trockene und sandige Böden. Die Samen werden im Frühjahr direkt im Garten bzw. Freiland ausgesät. Auch eine Kultivierung in Töpfen, auf Balkonen oder Fensterbänken ist möglich. Düngen ist während der gesamten Blütezeit nicht erforderlich.
Im Herbst kann die Erde dennoch mit etwas Humus angereichert werden. Da Gänseblümchen zu den kälteresistenten Pflanzen zählen, ist auch kein spezieller Frostschutz notwendig. Bellis perennis hat einen moderaten Wasserbedarf und übersteht kurze Trockenheitszyklen meist problemlos. Gießen ist erst dann notwendig, wenn mehrere heiße Tage (circa mehr als 10 Tage) ohne Niederschlag festgestellt werden.
Verwendete Quellen und weiterführende Literatur
- Gudej, J. und Nazaruk, J. (2001): Flavonol glycosides from the flowers of Bellis perennis. In: Fitoterapia, Vol. 72, S. 839-840, doi: 10.1016/S0367-326X(01)00309-4
- Buch, C. (2018): Bellis perennis – Gänseblümchen (Asteraceae), Heilpflanze des Jahres 2017. In: Jahrb. Bochumer Bot. Ver., Bochum.
- Dr Ute Künkele, Heilpflanzen und Kräuter, Parragon Verlag
- https://www.smarticular.net/gaensebluemchen-steckbrief-rezepte-wirkung/
- https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/gaensebluemchen/
- https://herbaversum.com/altes-wissen/kraeuter-und-pflanzen/kraeuter-profile/gaensebluemchen/